|
Vor allem abends muss man ziemlich stabile Nerven haben, um sich hier hereinzutrauen. Trübes Licht funzelt chancenlos durch bemalte Lampen an den Seitenwänden des "Fußgängertunnels" zwischen Hackländer und Kasinostraße, während oben drüber die Züge donnern. Bestialischer Gestank rundet das Erlebnis ab. Ein Fest für die Sinne. // Foto: Ulrich Simons
05. Dezember 2025
Zu Fuß durch die Geisterbahn:
Der Tunnel des Grauens
Es gibt vermutlich keinen Quadratzentimeter Wand- oder Deckenfläche in diesem dunklen Loch, den nicht irgendwelche selbsternannten "Künstler" mit Graffiti zugesprüht haben. Merkwürdige Botschaften, seltsame knallbunte Krakeleien bis hin zu mannshohen Buchstaben, deren Sinn sich vermutlich nur Eingeweihten erschließt - es ist alles vorhanden.
Das Ganze sähe vielleicht gar nicht so übel aus, wenn nicht das Entscheidende fehlen würde: Licht. Von der Hackländerstraße aus ist in der Schwärze beim besten Willen nichts zu erkennen. Das Tageslicht verliert sich nach wenigen Metern. Ab dann ist nur noch Schwärze.
Das ändert sich, wenn man ein paar Schritte in den Tunnel hineingegangen ist, und sich das Auge an die spärliche Beleuchtung gewöhnt hat.

Der Eindruck ist unvollständig: Möbelteile, Gerümpel, und dazu es stinkt bestialisch nach Urin am Treppenaufgang zum Krugenofen. // Foto: Ulrich Simons
Der Straßenlärm ebbt ab, und gerade hat man sich noch über die Stille gewundert, da donnert ein Zug oben drüber in den Hauptbahnhof, dass die Wände wackeln.
Noch ganz von dem akustischen Schauspiel fasziniert, schlägt plötzlich die Nase Alarm. Schlagartig ist die Erinnerung an das abgerissene Parkhaus am Büchel wieder da. In Fachkreisen heißt der Tunnel übrigens "Harnröhre". Noch Fragen?
Der dunkle Gang macht einen Knick, dann geht es zwischen Sperrmüll zur Linken und undefinierbarem Müll zur Rechten die Treppe hinauf zur Kasinostraße. Auf dem Treppenabsatz liegt eine ramponierte Waschmaschine, die jemand von oben die Stufen heruntergeworfen hat.
Auf dem nächsten Absatz in der Ecke finden sich weitere Hinterlassenschaften der mutmaßlichen Wohnungsauflösung: Plastiktüten, Pappen, überragt vom Karton eines monströsen Flachbild-Fernsehers aus dem Hause Samsung.
Dann geht es die letzte Treppe hinauf ans Tageslicht. Wer oben ankommt, der ist erleichtert und findet plötzlich sogar die Kasinostraße schön.

In der Ecke am Treppenaufgang zur Kasinostraße stapeln sich die Überreste einer halben Wohnungsauflösung.
Ein neuer Zugang von der Burtscheider Kasinostraße zum Hauptbahnhof ist eine unendliche Geschichte. Es gibt schöne, bunte Pläne, die den Horror-Tunnel übeflüssig machen würden.
Doch seit mehr als 30 Jahren kommt die Stadt nicht zu Potte. Zuständig war zuletzt Isabel Strehle. Die verabschiedete sich Ende 2024 in Richtung München. Eine Nachfolgerin gibt es bis heute nicht.
Und so tappen auf unbestimmte Zeit weiterhin alle im Dunkeln. Und vielen stinkt es inzwischen.
Abhilfe:
- Gerümpel entfernen
- Vernünftige Deckenbeleuchtung
- Kameraüberwachung
- Wenn alles gemacht ist, einmal mit dem Dampfstrahl durch.
- Die Graffiti sollte man vielleicht erst einmal so lassen und abwarten, wie sich das Ganze bei Licht besehen darstellt.

|